Mittwoch, 17. September 2008

Paralympics-Tagebuch, Teil 2: Resümee

Die paralympischen Spiele haben aus österreichischer Sicht mit einem Sieg in einer der Königsdisziplinen geendet. Thomas Geierspichler hat im Rollstuhl-Marathon die beiden Japaner in Schach gehalten, und die vierte Goldmedaille für Österreich geholt.

Hervorzuheben ist weiters die Goldmedaille für Andreas Vevera im Tischtennis. Bis zu einem schrecklichen Unfall agierte der erfolgreiche Sportler beim WSC als Stürmer. Ein vielversprechendes Talent, das nunmehr im Behinderten-Sport Akzente setzt. Leider hat es im Teambewerb für ihn und seinen Partner nur zu Platz 4 gereicht.

Wie der intensiven Berichterstattung von ZDF und ARD zu entnehmen war, ist die Berichterstattung zehn Mal so hoch gewesen wie noch vor vier Jahren. Leider verhielt es sich so, dass zahlreiche Entscheidungen überhaupt nicht im Bild zu sehen waren, worauf die deutschen Sendeanstalten jedoch keinen Einfluss hatten. Im österreichischen Fernsehen habe ich nur extrem kurze Bildberichte gesehen, und weiters auch bislang keine Stellungnahme auf meine Anfrage erhalten.

Besonders spannend fand ich die Wettkämpfe im Rollstuhl-Rugby. Da ging es mit voller Kraft voraus, und insbesondere die Australier hatten eine Trumpfkarte in der Hand. Ein junger Mann namens Batt sorgte mit Einzelaktionen fast im Alleingang für Siege am laufenden Band. Erst im Finale gegen die US-Amerikaner wurde er in die Schranken gewiesen, sodass für Australien nur Silber herausschaute.

Die Sportler zeigten sich begeistert von der Atmosphäre und der Organisation. Das Veranstalterland eroberte doppelt soviel Goldmedaillen wie die im Medaillenspiegel zweitplazierten Briten. Waren dies tatsächlich die bislang besten und imposantesten paralympischen Spiele der Geschichte? Es bleibt der Wermutstropfen, dass die Herstellung von optimalen Bedingungen für die Sportler im Sinne des Behinderten-Sportes nur für diese paralympischen Spiele herangezogen wurde. Die zuvor stattfindenden olympischen Spiele waren dadurch gekennzeichnet, dass fast oder gar keine Menschen mit Handikap im olympischen Dorf, im Umkreis und scheinbar auch in der Stadt Peking aufzufinden waren. Sie blieben also irgendwo am Rand, und durften erst bei den paralympischen Spielen in Erscheinung treten.

Die Förderung von Menschen mit Handikap sollte eine Selbstverständlichkeit darstellen, und sich nicht nur auf den Sport (und da auch bei weitem nicht immer) reduzieren. Es gilt, viel mehr Möglichkeiten anzubieten, welche diesen schicksalsbehafteten Menschen Förderungen zuteil werden lassen. Das Angebot ist aus finanziellen Gründen beschränkt, und Einzelbetreuung etwa in Österreich eine Seltenheit.

Die quasi Nicht-Berichterstattung anlässlich der paralympischen Spiele 2008 seitens des ORF ist nicht nachvollziehbar.

2 Kommentare:

Friedhofsgänger hat gesagt…

Nunmehr erhielt ich doch eine Antwort auf meine Anfrage vom ORF. Der Kundendienst teilt mir mit, dass die Berichterstattung des ORF ausführlich gewesen sei, und zudem noch Zusammenfassungen in den nächsten Tagen ausgestrahlt werden.

Leider kann ich diese "Ausführlichkeit" nicht bestätigen...

Friedhofsgänger hat gesagt…

Übrigens ist einem kleinen Artikel aus dem STANDARD von heute (Fritz Neumann) zu entnehmen, dass die Berichterstattung des ORF über die Paralympics sehr gering gewesen sei. Immerhin wird diese Befremdlichkeit also auch in einer Qualitätszeitung angesprochen.