Montag, 5. Januar 2009

Zum Tode von Gert Jonke


Es ist noch nicht allzu lange her, da verbrachte ich einen sehr schönen Abend in der „alten Schmiede“ und es lasen mit Gerhard Roth, Wolf Haas und Gert Jonke drei renommierte Autoren aus Österreich. Gert Jonke zeigte auch an diesem Abend seine überbordende Lust an der Sprache, die er wie kein anderer Autor auf diesem Planeten zum Ausdruck brachte. Seine Lesungen hatten immer etwas Ver-Rücktes, grenzsprengendes, über die Literatur hinausgehendes an sich. Es sprach nicht nur der Autor, es sprach gleichermaßen die Privatperson Gert Jonke, der gar nicht anders als Autor denkbar gewesen ist!

Der erste Bachmann-Preis-Träger überhaupt hieß Gert Jonke, und er blieb diesem Wettbewerb auch noch viele Jahre später verbunden, als er eine Laudatio hielt. Die Literatur von Gert Jonke verwuchs so stark mit dem Autor, dass Text und Autor nur miteinander denkbar waren. Ist das so ungewöhnlich, dass ich es erwähne? Vielleicht nicht ungewöhnlich, aber nicht wenige nicht unbekannte Autoren unterscheiden sich in deren Sprachduktus kaum, sind also – traurig, aber wahr – austauschbar. Es ist für keinen Autor einfach, seiner eigenen Sprache näherzukommen, ja überhaupt eine eigene Sprache zu finden, doch Gert Jonke gelang dies mit Bravour.

Mit Gert Jonke hat die literarische Welt in Österreich einen ihrer allerbesten Vertreter verloren. Er verstarb am 4. Jänner 2009 im Alter von nicht einmal 63 Jahren in Wien und wird vielen Leserinnen und Lesern, Kolleginnen und Kollegen schmerzlich fehlen.

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