Mittwoch, 1. April 2009

200. Geburtstag von Nikolai Gogol


Nikolai Gogol mag seinen Zeitgenossen ein Leben lang ein Rätsel gewesen sein. Es gibt Menschen, deren Charakter nie auch nur annähernd erklärt werden kann. Was über den russischen Schriftsteller ukrainischer Herkunft bekannt ist, mag die Nachwelt nicht in Erstaunen setzen. Er war klein, eher hässlich, hatte eine lange Nase und wurde als mürrisch, krank, düster und klug beschrieben.

Gogol hatte das Glück, Alexander Puschkin im Jahre 1831 kennen zu lernen, der zu seinem Freund und Förderer wurde, und ihn dazu angeregt haben soll, Die toten Seelen zu schreiben.

Zwei seiner Erzählungen halte ich für besonders gut, ja fantastisch. Zum Einen Die Nase , ein Stück grotesker Literatur höchster Güte. Der Verlust einer Nase offenbart die Unsicherheit des Helden, der darob in eine Identitätskrise gerät. Zum Anderen Der Mantel , die Geschichte des Kopisten Akakij Akakijewitsch, dessen Leben von Langeweile gekennzeichnet ist, welche er gar nicht wahrnehmen will. Für seine Kollegen ist er ein Objekt des Spottes. Er muss viele Mühen auf sich nehmen, um sich einen Mantel leisten zu können. Dieser Mantel verwandelt ihn von einer Sekunde zur anderen. Akakij Akakijewitsch ist buchstäblich ein anderer Mensch, und gerade als er beginnt, sich an dieses neue Dasein zu gewöhnen, wird ihm der heißgeliebte Mantel gestohlen. Als er sich an eine höhere Stelle wendet, wird er verhöhnt. Er vermag den Verlust seines Mantels nicht zu überwinden, und verfällt schließlich dem Wahnsinn. Bald darauf stirbt er.

Die beiden Erzählungen belegen einmal mehr die Worte von Max Frisch, der einst zugab:
„Ich schreibe mich selbst“. Nicht anders bei Gogol, dessen Helden mehr oder weniger Bezug zu ihm selbst aufweisen.

Gogol geriet in die Fänge eines Priesters, der seine Schriften nicht guthieß, woraufhin der Schriftsteller den zweiten Teil der toten Seelen verbrannte, was er nur wenig später tief bedauerte. Gogol mag so stark religiös indoktriniert worden sein, dass er schließlich an den Folgen strengen Fastens verstarb.

Ein Mitgrund für sein frühes Ableben im Alter von knapp 43 Jahren mögen seine schizophrenen Züge gewesen sein, die in der damaligen Zeit nicht ausreichend behandelt werden konnten. Er hat einige wunderbare Grotesken geschaffen, und mit den toten Seelen ein Werk, das in die Weltliteratur einzuordnen ist.

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