Donnerstag, 5. Februar 2009

Literatur-Universum, Teil 2: John Steinbeck

Vielleicht hätte ich John Steinbeck nie entdeckt, wenn Bruce Springsteen nicht gewesen wäre. Nein, der „Boss“ hat mich nicht angerufen, und mir John Steinbeck anempfohlen, aber es war so ähnlich.

Eines Tages erfuhr ich, dass Bruce Springsteen ein neues Album heraus brächte. Der Titel des Albums lautete „The ghost of Tom Joad“. Tom Joad ist der Held bzw. – wenn man so will – „Anti-Held“ aus Steinbeck´s „Früchte des Zorns“. Also machte ich mich auf, und kaufte mir die CD. Ich war von Anfang an insbesondere vom Titelsong begeistert. Die berühmte Passage (davon wird noch die Rede sein) berührte mich tief. Ich kannte Bruce Springsteen nicht als Sänger von Balladen, doch wenige Monate nach Erscheinen von „The ghost of Tom Joad“ begab ich mich zu einem Konzert, das mir unvergesslich bleiben würde.

Bruce Springsteen spielte sehr leise Töne. Und mit der Interpretation von „The ghost of Tom Joad“ vermittelte er mir das Gefühl, ein ganz großer Musiker zu sein. Freilich, ich hätte es vorher schon wissen können, dass Bruce nicht umsonst „Boss“ genannt wird, doch es ist dieses stille Album, das ich nach wie vor ganz besonders an seinem musikalischen Werk schätze. Die Konzert-Besucher erwarteten zum Teil, dass er groß aufrocken mochte, aber Pustekuchen: Es blieb kein Stein auf dem Anderen, Bruce Springsteen wollte Tom Joad die Ehre erweisen, und er tat es.

Die Figur des Tom Joad ist es, durch die ich „Die Früchte des Zorns“ zu schätzen gelernt habe. Der Roman hat ohne Frage insgesamt eine starke Energie in sich, die Leser auf aller Welt begeistern mag, aber die Initialzündung, die unglaubliche Präsenz des Romans beruht absolut auf diesem ver-rückten Kerl, der in die Literaturgeschichte eingegangen ist.

Mom wherever there's a cop beatin' a guy
Wherever a newborn baby cries
Where there's a fight 'gainst the blood and hatred in the air
Look for me Mom I'll be there
Wherever there's somebody fightin' for a
place to stand
Or decent job or a helpin' hand
Wherever somebody's strugglin' to be free
Look in their eyes Mom you'll see me.

(John Steinbeck)

Wer „Die Früchte des Zorns“ liest, der wird Freundschaft mit Tom Joad schließen, außer der Leser hat ein Herz aus Stein.

Ich habe dann noch einige weitere Werke von John Steinbeck gelesen. „Jenseits von Eden“ ist ein bombastischer Roman, absolut, „Von Mäusen und Menschen“ lebt von der Darstellung einer ungewöhnlichen Freundschaft, doch „Die Früchte des Zorns“ zeigen auf eine zum Herzerweichen schöne Weise, was es bedeutet, das Leben zu lieben, und den Tod nicht als Feind zu sehen.

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