Donnerstag, 12. Februar 2009

Literatur-Universum, Teil 3: Ethan Hawke

Für mich zählt „Club der toten Dichter“ zu meinen absoluten Lieblings-Filmen, und als ich davon Kenntnis bekam, dass einer der wichtigsten Darsteller, nämlich Ethan Hawke, einen Roman geschrieben hat, musste ich mir das Buch sehr schnell zulegen.

Ich weiß nicht, ob es an der deutschen Übersetzung liegt, jedoch kann ich nicht behaupten, mich bei dieser Lektüre besonders amüsiert zu haben („Hin und weg“, deutscher Titel). Eher langweilig, doch durchaus immer wieder interessante Sequenzen zwischendurch. Ein Roman-Debut eines für Hollywood ziemlich eigenwilligen Menschen, der mit seiner Filmfigur Todd Anderson nichts gemeinsam haben mag.

Der Grund, warum ich an diesen Erstling von Mister Hawke gerne zurückdenke, liegt an einem kleinen Erlebnis, das ich hatte, als ich in der Straßenbahn sitzend die Lektüre auf mich wirken ließ. Neben mir saß nämlich über eine längere Fahrtstrecke ein Mann, der erst kurz vor dem Aussteigen (Endstation) das Wort an mich richtete. An den genauen Dialog kann ich mich nicht mehr erinnern, doch er erzählte mir davon, dass er Ethan Hawke anlässlich des Films „Before sunrise“ persönlich kennen gelernt habe.
„Ich hatte eine kurze Szene, wo ich einen Koffer zu tragen habe, und da kommt es zu einem kleinen Kontakt mit Ethan Hawke.“ (es handelt sich um eine Szene, die auf einem Bahnsteig gedreht wurde)

„Before sunrise“ ist ein Film, der in Wien spielt, und vielleicht aus diesem Grund von mir besonders geschätzt wird. Ethan Hawke spielt einen jungen Amerikaner, der in einem Zugabteil zufällig auf eine bildhübsche Französin – July Delpy – trifft, und die beiden beschließen, nicht sofort weiter nach Hause zu fahren bzw. zu fliegen, sondern in Wien Zwischenstation zu machen, und dort einen Tag und einen Großteil der Nacht zu verbringen. Die Konfrontation zwischen zwei Menschen, die sich vom ersten Moment an sehr gut verstehen, und wunderbar schräge Erlebnisse miteinander teilen, vertieft sich zu einer Liebesgeschichte, welche nach nur wenigen Stunden endet. Viele Jahre später folgte dann auch tatsächlich ein zweiter Film namens „Before sunset“, wo sich die beiden ehemaligen Turteltäubchen tatsächlich nochmals – zufällig in Paris – treffen.

Dem Zufall war es also zu verdanken, dass ich in einer Straßenbahn neben einem Mann saß, der gemeinsam mit Ethan Hawke eine Szene für „Before sunrise“ gedreht hatte. Freilich hätte mich der Mann nie angesprochen, wenn er nicht auf meine Lektüre aufmerksam geworden wäre. Die Welt ist klein, und ich würde in diesem Fall wie in vielen anderen Fällen auch nicht auf einen „reinen Zufall“ tippen. Im kleinen Universum einer Straßenbahn trug sich eine Begegnung zu, die wohl auch mein Gesprächspartner nicht vergessen haben sollte. Wenn doch, was ich freilich nicht überprüfen kann, dann wäre es schade…

Den zweiten Roman von Ethan Hawke mit dem Titel „Aschermittwoch“ habe ich übrigens bis heute nicht gelesen. Vielleicht sollte ich es mal nachholen, und dann taucht der Mann wie aus dem Nichts nochmals auf. Sollte jemand der Auffassung sein, dass dies nicht möglich sei, der lese mal im „roten Notizbuch“ von Paul Auster. Es gibt Zufälle, die es eigentlich gar nicht geben kann, aber es gibt sie doch! Das Leben hält immer wieder Überraschungen für uns bereit, wir Menschen müssen nur offen dafür sein…

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