Mittwoch, 9. Januar 2008

Simone de Beauvoir


Ich gehöre nicht zu jenen Feministen, die „Das andere Geschlecht“ mehrmals gelesen haben, und darüber besonders erbaut gewesen sind (was nicht bedeutet, dass ich kein Feminist bin).
Vielmehr habe ich mich intensiv mit dem langjährigen Gefährten von Simone de Beauvoir, Jean-Paul Sartre, beschäftigt, und insbesondere „Das Sein und das Nichts“ zu begreifen versucht.

Nicht wenige Literaturkritiker sind dazu geneigt, die Sachbücher von Simone de Beauvoir weit über ihre literarischen Stoffe zu stellen. Ich für meinen Teil teile diese Ansicht nicht.
Gelesen habe ich nur einen einzigen Roman von ihr, und doch wage ich zu behaupten, dass dieser Roman in literarischer Hinsicht als außerordentlich einzustufen ist.

Es handelt sich um „Alle Menschen sind sterblich“, ein sehr dichtes, komplexes Werk, das als Hauptfigur einen Mann namens Fosca hat, der zur Unsterblichkeit verdammt ist. Die Autorin lässt ihren „Helden“ sechs Jahrhunderte lang durch die Weltgeschichte streifen, und es ist letztlich keineswegs so, dass Fosca mehr Glück erlangt, mehr Talente entwickelt, mehr Erkenntnisse über die Menschen und die Schöpfung gewonnen hätte als sterbliche Menschen.
Durch die Begrenztheit des Lebens ist der Mensch dazu angehalten, sein Leben nicht wie einen verschimmelten Knochen wegzuwerfen, sondern täglich mit Inbrunst an seiner Weiterentwicklung zu arbeiten, was – zumindest hie und da – auch tatsächlich gelingt. Wäre der Mensch unsterblich, würde er das Leben dann nicht mehr als kostbares Geschenk ansehen, sondern als selbstverständlich? Wer „Alle Menschen sind sterblich“ liest, wird einige Überraschungen erleben, und allerlei Erkenntnisse gewinnen können, die die meisten Menschen, selbst wenn sie sechs Jahrhunderte leben sollten, nie machen mögen. Es ist nicht leicht, der Lebensgeschichte von Fosca zu folgen, da er mehr Menschen sterben sieht, als ihm zuträglich sein mag.

Zum 100. Geburtstag von Simone de Beauvoir sei daran erinnert, welch fantastische literarische Leistungen sie vollbracht hat. Ihre Sachbücher haben sie zwar vielleicht „unsterblich“ gemacht, aber ihre literarischen Werke stehen dem mit Sicherheit um nichts nach, wenngleich ich bislang nicht über das Lesen dieses erstaunlichen Werkes „Alle Menschen sind sterblich“ hinausgekommen bin.

Machen wir uns auf, und lesen Simone de Beauvoir!

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