Samstag, 13. Dezember 2008

Gedanken zum dritten Advent

Die Finanzkrise führt dazu, dass bei so manchem Zeitgenossen ein Nachdenkprozess begonnen hat. Von Gier ist die Rede, von „den Hals nicht vollkriegen“, von „golden handshake“, von Maßlosigkeit. Aber ist es denn so überraschend, dass der Wahnsinn regiert, und Menschen über Leichen gehen, wenn es um maximierten Eigennutz geht?

Der Turbokapitalismus hat zur Etablierung von Systemen geführt, denen enorme Bedeutung zuerkannt wurde. Die Geschäfte von Banken, Versicherungen und überhaupt multinationalen Unternehmen beruhen darauf, dass weitgehend Existenzen vernichtet werden. Überall auf der Welt arbeiten Menschen zu unmenschlichen Bedingungen, werden ausgebeutet, übervorteilt, rechtlich übergangen, um ihren Lohn betrogen. Dafür lassen sich Manager die Sonne auf den Bauch scheinen, mästen sich in Luxusrestaurants und fliegen von A nach B nach C auf fremde Kosten.

Ungerechtigkeit erwächst aus dem System heraus, das Gelderwerb von Leistung abkoppelt. Millionen Menschen schinden sich unter unerträglichen Bedingungen Tag für Tag, und können mit dem mageren Lohn ihre Existenzen nur äußerst unzureichend absichern. Auf der Butterseite des Lebens gelandete Sonnyboys spielen Monopoly mit echtem Geld, und werden dafür im Falle von Misserfolg mit ein paar Milliönchen vertröstet. Die Schere zwischen Arm und Reich geht Tag für Tag mehr auf.

In der Weihnachtszeit gibt es einige Spendenaktionen, die ein bisschen Geld für die am Rand der Gesellschaft lebenden Menschen aufbringen. Für Banken gibt es Geld im Überfluss, wenn die Finanzkrise den wirtschaftlichen Aufschwung zum Stillstand bringt. Um weiter künstlichen Wachstum zu garantieren, gibt es ein paar „Finanzspritzen“ für verarmte Banken, und dann steigen die Börsenkurse schon wieder. Was hätte Jesus dazu gesagt, dem die Bereicherung einzelner Händler auf Kosten von erniedrigten und beleidigten Menschen ein Dorn im Auge war?

Jeder Mensch auf dieser Welt hat ein Anrecht darauf, ein menschenwürdiges Leben zu führen. Es geht nicht darum, dass Menschen Geld anhäufen, und dann aus „Erbarmen“ einmal in der Weihnachtszeit den großen Zampano spielen. Würde nur 10 % des nunmehr den Banken zur Verfügung gestellten Geldes (bzw. des Gegenwertes) jenen Menschen gegeben, die es wirklich brauchen, wäre der Armut innerhalb weniger Jahre beizukommen. Doch die Reichen und Mächtigen bedürfen der Armen, da nur dadurch ihre Extravaganz, ihre Gier und ihre Machtansprüche beibehalten werden können. Das in die Banken gepulverte Geld kommt nicht den armen Menschen zugute, sondern fast zur Gänze jenen, die für dieses Fiasko hauptverantwortlich sind.

Für Jesus wäre Umverteilung eine Selbstverständlichkeit. Es ginge ihm nicht darum, die Verhältnisse umzukehren, sondern zurecht zu rücken. Seine Chancen, dass ihm dies heute gelänge, wenn er auf der Erde wiederkehrte, wären allerdings sehr gering. Menschen mit Visionen passen nicht in die Welt des Kapitalismus mit allen entstehenden Parametern. Jetzt wäre es an der Zeit, dass Menschen und/oder deren Unternehmen soziale Verantwortung übernehmen, die über (Groß)spenden für karitative Zwecke in der Weihnachtszeit hinaus gehen. Sonst ist der Kollaps früher oder später unvermeidlich.

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