Mittwoch, 18. Juni 2008

Fußball-EM, Teil 7: Schiebung

Es gab da mal Gijon, und seitdem ist das Thema „Schiebung“ hinsichtlich größerer Fußball-Veranstaltungen weitgehend bekannt. Bei dem kürzlich ausgetragenen Länderkampf zwischen Österreich und Deutschland ging alles mit rechten Dingen zu. Die Deutschen siegten als leicht bessere Mannschaft verdient, und die österreichische Fußball-Nationalmannschaft kann ohne halbwegs funktionierenden Sturm nichts ausrichten. Die Verteidigung spielte immerhin gefällig. Die Gegentore resultieren aus einem Elfmeter, einem Freistoß und einem Abseits-Tor. Mit etwas Glück wären ein Sieg gegen Polen, und zwei Remis gegen Kroatien und Deutschland möglich gewesen, aber sollte halt nicht sein…

Hickersberger sagte im Vorfeld der Europameisterschaft, dass er nicht auf die Besten, sondern auf die „Richtigen“ Spieler zurückgreife, wenn es um die Zusammenstellung des Kaders geht.
Das erinnerte mich frappant an die Aussage eines Personalverantwortlichen, der einer Unzahl von Bewerbern einst vermittelte, dass nicht unbedingt jene Bewerber die ausgeschriebenen Jobs bekämen, welche die besten Leistungen bei den Aufnahmeverfahren erbracht hätten, sondern vielmehr die „Bestgeeigneten“. Und mittlerweile bin ich von diesem Prozedere längst überzeugt.

Heute wurde mir ein Kuriosum mitgeteilt, das in dieser Form in Zusammenhang mit Bewerbungs-Verfahren als bislang einmalig anzusehen ist. Schon mehrfach war mir klar gewesen, dass ich bei Vorstellungsgesprächen gegen „geeignetere“ Kandidaten „verloren“ habe, was fast immer mit finanziellen Vorstellungen oder merkwürdigen „Unternehmens-Philosophien“ zusammenhing. Der Exkurs zum Thema „Schiebung“ passt hervorragend in diese den Mainstream nicht ansprechende Berichterstattung über die Fußball-EM.

Was nämlich ist vorgefallen: Ich wartete darauf, endlich zu einem Vorstellungs-Gespräch eingeladen zu werden. Vor vier Wochen hatte ich einen Eignungs-Test gemacht, und diesen sehr gut absolviert. Für mich war klar, dass ich unter den besten 30 der Bewerber sein musste, doch denkste! Ich rief die zuständige Person an, welche für die Auswertung der Eignungstests zuständig ist, und mir wurde mitgeteilt, dass ich mit einem Vorstellungs-Gespräch nicht zu rechnen brauche. Auf meine Nachfrage, es wäre seinerzeit gesagt worden, dass die Absagen rasch erteilt werden würden, wurde nur lapidar von „viel Arbeit“ genuschelt. Immerhin gab mir die Dame meine erreichte Punktezahl bekannt, welche sogar noch höher ausfiel, als ich erwartet hatte! Mit dieser Leistung NICHT eingeladen zu werden ist schon ein schlechter Witz. Der noch schlechtere Witz folgt aber jetzt: Einige der Teilnehmer sollen die VOLLE Punktanzahl erreicht haben oder nur gering darunter gelegen haben. In diesem Sinne sei ich also deutlich unter diesen „Leistungen“ gelegen… Hm, also ich wusste nicht, dass sich für keineswegs Spitzen-Jobs offenbar superintelligente Mitglieder des Mensa-Clubs bewerben. 100 % der Aufgaben (es waren sich über 200!!!) gelöst; das ist so glaubwürdig wie die Schaffung einer existenzsichernden Grundsicherung ohne ein paar Haken in Österreich in naher Zukunft.

Nein, irgendwie geht mir da voll die Hutschnur hoch. Manche „Bewerber“ haben offenbar den richtigen Draht, und wer weiß, ob diese ganze „Bewerbungs“-Geschichte nicht von vornherein ein abgekartetes Spiel war? Besonders absurd erschien mir die Tatsache, dass ein Fotograf!!! während der Tests zahlreiche Fotos von den Teilnehmern und der Gesamtsituation machte. So etwas war mir bis dato nicht untergekommen…

Gerechtigkeit gibt’s nur im Kino, natürlich. Aber offensichtliche Schiebung bei Eignungstests? Mich wundert es übrigens, dass mir diese Absurdität telefonisch mitgeteilt wurde. Andererseits weiß heute jeder Fußballfan, was in Gijon „gespielt“ wurde. Im Falle dieses „Bewerbungs-Verfahrens“ wissen es nur die Beteiligten…

Nur ein Detail am Rande: Ich war angesichts eines anderen, vom Schwierigkeitsgrad her gesehen ähnlichen Aufnahmeverfahrens vor wenigen Jahren unter die besten 9 von über 500 Bewerbern gekommen. Und nun soll ich bei knapp 300 Bewerbern nicht unter die besten 30 gekommen sein? Ich kann mich nicht erinnern, die Hälfte der Tests aus einer Laune heraus nicht ausgefüllt zu haben… Tja, Hauptsache ist für die Verantwortlichen selbstverständlich, dass die „Richtigen“ bald einen Job intus haben. Hätte nie gedacht, in diesem Kontext das Wort „Schiebung“ zu gebrauchen, aber jetzt ist es tatsächlich passiert…

Keine Kommentare: