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Freitag, 1. Mai 2009
Die schüchterne Zeugin
Chefinspektor Kneiffer bekommt es mit einer kleinen Mordserie zu tun, die als mysteriös einzustufen ist. Er hat seine Macken und Schrullen, und ist alles andere als ein „perfekter“ Kriminalist. Als Einzelgänger fällt es ihm nicht immer leicht, auf seine Teammitglieder zu hören, und sich Rat einzuholen.
Die Geschichte ist schräg wie die Hauptprotagonisten. Das lässt sich leicht daraus ableiten, dass Wien der Schauplatz der Geschehnisse ist. Die Eigenheiten von Wienerinnen und Wienern sind von außen hin nicht immer leicht durchschaubar. Aber nicht wenige Wienerinnen und Wiener tragen ihre Herzen am rechten Fleck, und Eduard Kneiffer ist einer dieser Hauptstädter. Er saugt sich an einem Fall fest, den er am Ende… Nun gut, zuviel soll an dieser Stelle nicht verraten werden.
Jürgen Heimlich: Die schüchterne Zeugin
Arovell, 2009, Roman, 118 Seiten
ISBN 3783902547859
Bestellbar beim Verlag
http://www.arovell.at/
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Samstag, 25. April 2009
Literatur-Universum, Teil 10: Elfriede Jelinek
Es begann mit der Lektüre der „Liebhaberinnen“ im Alter von etwa 19 Jahren, angeregt durch eine begeisterte Mitschülerin, und bald folgte „Die Klavierspielerin“ als Lesestoff. Ich las diese beiden Bücher von Elfriede Jelinek mit besonderer Aufmerksamkeit. Jeder Satz ist in sich stimmig, und vermag oft eine Lawine von Assoziationen im Leser zu erzeugen. Drei, vier Jahre später las ich dann die Krönung in Form von „Lust“, dem wahrscheinlich erstaunlichsten Roman, den Elfriede Jelinek bislang verfasste.
„Lust“ beschreibt den Irrsinn männlicher Allmachtsphantasien, sexueller Ausbeutung und Erniedrigung von Frauen in einer sprachlichen Ausprägung, die ihresgleichen sucht. Eine Geschichte, die als weiblicher Widerstand und gleichzeitig Bildungsroman gelesen werden kann. Letzteres sogar in doppeltem Sinne, da einerseits die intellektuelle Konfrontation mit Männern, für die Frauen nur verlängerte Arme der Selbstbefriedigung darstellen, und andererseits die Zugeständnisse an innere Befindlichkeiten von Frauen UND Männern die Leserinnen und Leser zu spezifischen Reflexionen anregen mögen. Kurzum ein Roman, der leicht mißinterpretiert werden kann, insofern die mechanischen Darstellungen von Sexualität falsche Schlüsse des Lesers nach sich zieht.
Ich habe mich sehr für Elfriede Jelinek gefreut, als ihr im Jahre 2004 der Nobelpreis für Literatur zuerkannt worden ist. Es gab damals einen ziemlichen Medienrummel und nicht wenige selbsternannte „Richter“ schrieben diffamierende Zeilen über die Autorin anlässlich dieser Entscheidung des Nobelpreis-Komitees. Elfriede Jelinek polarisiert insbesondere in Österreich. Der Vorwurf, sie denunziere Österreich, ist hierbei der absurdeste Aspekt.
Etwas verwundert war ich, weil ich mich fragte und eigentlich heute noch frage, wie denn die Juroren die Prosa von Elfriede Jelinek übersetzt bekamen? Elfriede Jelinek schreibt keine Prosa, die in alle Sprachen der Welt mit Leichtigkeit übertragen werden kann. Sie verfügt über eine sprachliche Ausdruckskraft, welche metaphorisch – harmlos ausgedrückt – weitläufig angelegt ist, und zudem Wiederholungsspiralen und ineinanderfließende Haupt- und Nebenstränge in Beziehung stellt. In dieser Form sicher eine Besonderheit von Auseinandersetzung mit Sprache, auch wenn etwa Rilke zum Teil ähnlich bravourös agierte.
„Die Kinder der Toten“ wird manchmal als ihr bester Roman gepriesen, was ich nicht bestätigen kann. Sicher hat dieser Roman einiges an Potenzial zu bieten; an „Die Klavierspielerin“ und insbesondere „Lust“ kommt er jedoch nicht heran.
Samstag, 18. April 2009
Literatur-Universum, Teil 9: Reinhard P. Gruber
In der Handelsakademie hatte ich das Glück, „Aus dem Leben Hödlmosers“ als Lesestoff zugewiesen zu bekommen. Vielleicht eine der witzigsten Geschichten, die ich je gelesen habe.
Die Teilung des Romans in eine transzendente und eine immanente Version ist möglicherweise in der Geschichte der Literatur einmalig. Zudem handelt es sich um den steirischen Heimatroman guthin.
Der erste Kontakt mit einer schrägen Geschichte führte dazu, dass ich mehr von diesem Autor wissen wollte. Und ich wurde fündig. Ein gutes Jahr später las ich „Nie wieder Arbeit“ und war ebenso fasziniert wie vom „Hödlmoser“. Freilich lassen sich die beiden Romane unmöglich vergleichen, aber die Komik und allerlei übersprudelnde Ideen erzeugen einen mächtigen Lesegenuss.
Hödlmoser ist ein Anti-Held und Schivkov lässt sich in die gleiche Schublade sperren. Natürlich würden die beiden Figuren rebellieren, wenn sie ihres Freiraums beraubt werden. Hödlmoser hätte keine Möglichkeit, auf die Pirsch zu gehen, und Schivkov wäre gezwungen, untätig zu sein, wo er es doch bevorzugt, ungezwungen untätig zu sein. Im Grunde ist Schivkov ein Anti-Kapitalist, und er wäre heutzutage auf jeder Veranstaltung von Globalisierungsgegnern gerne gesehen. Auch als einer der vordersten Attac-Befürworter würde er gute Figur machen.
Viel später habe ich dann noch „Im Namen des Vaters“ gelesen. Dieser Roman um eine Beziehung zwischen Vater und Sohn, wobei der Vater all seine Wünsche an ein besseres Leben auf seinen Sohn projiziert, ist ein beklemmendes Stück Literatur, und es herrscht ein anderer Ton vor als in den herrlichen Parodien mit Hödlmoser und Schivkov in den Hauptrollen.
Dienstag, 7. April 2009
Schreibende Frauen und Männer
Meine kleinen Einblicke in Literatur-Universen verdeutlichen mir, dass das Verhältnis von Autoren und Autorinnen, mit denen ich mich ausführlicher beschäftigt habe und beschäftige, sehr unausgewogen ist. Ein Blick in meine Bücherregale belegt eindrucksvoll, dass gut 90, womöglich sogar meiner 95 % der in meinem Besitz befindlichen Bücher von Männern geschrieben wurden, woraus zu schließen ist, dass für Autorinnen maximal 10 % oder noch weniger übrig bleiben.
Warum verhält sich das so? Es ist bekannt, dass Frauen im Allgemeinen gerne und viel lesen, was ihnen sehr hoch anzurechnen ist. Vergleichsweise bilden sich nur wenige Männer literarisch weiter, ja nicht wenige Männer bleiben oft sogar bei schlechten Zeitungen stecken. Gibt es andererseits mehr Autoren als Autorinnen? Nein, das glaube ich nicht, keineswegs. Ach, und ich bin einfach der Frage ausgewichen, warum ich so wenige Bücher von Frauen in meinen Bücherregalen stehen habe…
… ein Versuch einer Erklärung: Ich habe nur wenige (vielleicht 20 oder 25) Lieblingsautoren, von deren Werk ich den Großteil oder alles gelesen habe. Meine weiblichen Lieblingsautoren sind an einer Hand abzählbar. Na ja, könnte natürlich damit zusammenhängen, dass ich mich mit den Hauptfiguren meiner männlichen Lieblingsautoren ein wenig identifizieren kann, und dies bei weiblichen Figuren nicht so leicht möglich ist. Dessen ungeachtet sind einige Frauen eindeutiger Bestandteil meiner Literatur-Universen und ich werde diese wunderbaren Schriftstellerinnen in meine Literaturskizzen einbinden. Namen verrate ich freilich vorerst keine…
Ja, ob meine Antwort zutreffend ist oder nur einen kleinen Aspekt des „Phänomens“ abdeckt, dass ich nur wenige Autorinnen im Laufe meines Lebens näher (auf ihr Werk bezogen) kennen gelernt habe, vermag ich nicht zu beurteilen. Jedenfalls gehören einige Bücher von Autorinnen zu meiner absoluten Lieblings-Lektüre und der ihnen gebührende Platz wird dieses Blog früher oder später füllen, das nehme ich mir mal vor.
Mich würde ja interessieren, wie dieser Verteilungsschlüssel bei anderen Männern ausschaut, die sich intensiver mit Literatur auseinander setzen, UND ob er bei Frauen vielleicht genau UMGEKEHRT definiert ist? Sollten Frauen diesen Beitrag lesen, dann würde ich mich sehr freuen, wenn sie ihn kommentieren oder sich direkt per Mail an mich wenden. Tja, und falls mancher Mann nicht in dieses Schema fällt, dann nur her mit Argumenten…
Warum verhält sich das so? Es ist bekannt, dass Frauen im Allgemeinen gerne und viel lesen, was ihnen sehr hoch anzurechnen ist. Vergleichsweise bilden sich nur wenige Männer literarisch weiter, ja nicht wenige Männer bleiben oft sogar bei schlechten Zeitungen stecken. Gibt es andererseits mehr Autoren als Autorinnen? Nein, das glaube ich nicht, keineswegs. Ach, und ich bin einfach der Frage ausgewichen, warum ich so wenige Bücher von Frauen in meinen Bücherregalen stehen habe…
… ein Versuch einer Erklärung: Ich habe nur wenige (vielleicht 20 oder 25) Lieblingsautoren, von deren Werk ich den Großteil oder alles gelesen habe. Meine weiblichen Lieblingsautoren sind an einer Hand abzählbar. Na ja, könnte natürlich damit zusammenhängen, dass ich mich mit den Hauptfiguren meiner männlichen Lieblingsautoren ein wenig identifizieren kann, und dies bei weiblichen Figuren nicht so leicht möglich ist. Dessen ungeachtet sind einige Frauen eindeutiger Bestandteil meiner Literatur-Universen und ich werde diese wunderbaren Schriftstellerinnen in meine Literaturskizzen einbinden. Namen verrate ich freilich vorerst keine…
Ja, ob meine Antwort zutreffend ist oder nur einen kleinen Aspekt des „Phänomens“ abdeckt, dass ich nur wenige Autorinnen im Laufe meines Lebens näher (auf ihr Werk bezogen) kennen gelernt habe, vermag ich nicht zu beurteilen. Jedenfalls gehören einige Bücher von Autorinnen zu meiner absoluten Lieblings-Lektüre und der ihnen gebührende Platz wird dieses Blog früher oder später füllen, das nehme ich mir mal vor.
Mich würde ja interessieren, wie dieser Verteilungsschlüssel bei anderen Männern ausschaut, die sich intensiver mit Literatur auseinander setzen, UND ob er bei Frauen vielleicht genau UMGEKEHRT definiert ist? Sollten Frauen diesen Beitrag lesen, dann würde ich mich sehr freuen, wenn sie ihn kommentieren oder sich direkt per Mail an mich wenden. Tja, und falls mancher Mann nicht in dieses Schema fällt, dann nur her mit Argumenten…
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Mittwoch, 1. April 2009
200. Geburtstag von Nikolai Gogol
Nikolai Gogol mag seinen Zeitgenossen ein Leben lang ein Rätsel gewesen sein. Es gibt Menschen, deren Charakter nie auch nur annähernd erklärt werden kann. Was über den russischen Schriftsteller ukrainischer Herkunft bekannt ist, mag die Nachwelt nicht in Erstaunen setzen. Er war klein, eher hässlich, hatte eine lange Nase und wurde als mürrisch, krank, düster und klug beschrieben.
Gogol hatte das Glück, Alexander Puschkin im Jahre 1831 kennen zu lernen, der zu seinem Freund und Förderer wurde, und ihn dazu angeregt haben soll, Die toten Seelen zu schreiben.
Zwei seiner Erzählungen halte ich für besonders gut, ja fantastisch. Zum Einen Die Nase , ein Stück grotesker Literatur höchster Güte. Der Verlust einer Nase offenbart die Unsicherheit des Helden, der darob in eine Identitätskrise gerät. Zum Anderen Der Mantel , die Geschichte des Kopisten Akakij Akakijewitsch, dessen Leben von Langeweile gekennzeichnet ist, welche er gar nicht wahrnehmen will. Für seine Kollegen ist er ein Objekt des Spottes. Er muss viele Mühen auf sich nehmen, um sich einen Mantel leisten zu können. Dieser Mantel verwandelt ihn von einer Sekunde zur anderen. Akakij Akakijewitsch ist buchstäblich ein anderer Mensch, und gerade als er beginnt, sich an dieses neue Dasein zu gewöhnen, wird ihm der heißgeliebte Mantel gestohlen. Als er sich an eine höhere Stelle wendet, wird er verhöhnt. Er vermag den Verlust seines Mantels nicht zu überwinden, und verfällt schließlich dem Wahnsinn. Bald darauf stirbt er.
Die beiden Erzählungen belegen einmal mehr die Worte von Max Frisch, der einst zugab:
„Ich schreibe mich selbst“. Nicht anders bei Gogol, dessen Helden mehr oder weniger Bezug zu ihm selbst aufweisen.
Gogol geriet in die Fänge eines Priesters, der seine Schriften nicht guthieß, woraufhin der Schriftsteller den zweiten Teil der toten Seelen verbrannte, was er nur wenig später tief bedauerte. Gogol mag so stark religiös indoktriniert worden sein, dass er schließlich an den Folgen strengen Fastens verstarb.
Ein Mitgrund für sein frühes Ableben im Alter von knapp 43 Jahren mögen seine schizophrenen Züge gewesen sein, die in der damaligen Zeit nicht ausreichend behandelt werden konnten. Er hat einige wunderbare Grotesken geschaffen, und mit den toten Seelen ein Werk, das in die Weltliteratur einzuordnen ist.
Freitag, 27. März 2009
Disziplin - und wo bleibt das Marketing?
Nach dem Ende der diesjährigen Leipziger Buchmesse wurde ein „Nachtstudio“ im ZDF ausgestrahlt, das dem Thema „Bestseller-Boom“ gewidmet war. Hierbei wurde viel darüber gesprochen, was einen Bestseller ausmachen mag, und mit welcher Inbrunst die anwesenden AutorInnen (u.a. Julia Franck und Moritz Rinke) an ihren Romanen schreiben. Also, Disziplin ist das Gebot der Stunde, und jeden Tag muss irgendetwas für den Roman getan werden… Überhaupt sei es eine beschwerliche, langwierige Arbeit, die mindestens zwei Jahre betrieben werde, und bei der es gelte, nie die Aufmerksamkeit für Figuren und Handlungsstränge zu verlieren. Abgesehen davon, dass sicher nicht jeder Roman-Autor mindestens zwei Jahre an einem Roman schreibt, stellt sich mir auch die Frage, warum nur auf Romane als Bestseller eingegangen worden ist? In Leipzig wurden ja auch sehr viele Sachbücher und Fachbücher vorgestellt, und es ist bekannt, wie viele Nicht-Romane ganz oben in den Bestseller-Listen stehen.
Nun gut, die Sendung war durchaus informativ und interessant, aber ein nicht unwesentliches Faktum wurde völlig ausgespart: Wie kann so ein Bestseller eigentlich entstehen, und wieso wird ein Roman – oder was für ein Buch auch immer – ein Bestseller? Fällt ein Bestseller einfach vom Himmel, und die Menschen reißen sich darum, das Ding zu kaufen und es im besten Fall sogar zu lesen? Steckt da Strategie des Autors dahinter, der haarklein die weitgestreuten Interessen einer möglichen Leserschaft kennt? Nein, nein, so einfach ist die Sache ja doch nicht. Ohne Marketing kann kein noch so großartiges Stück Literatur in großen Mengen verkauft werden. Andererseits gibt es viele wunderbare Romane, die kaum Käufer finden, weil sich die Verlage kein ausuferndes Marketing leisten können. Großzügiges Marketing können ausschließlich jene Verlage betreiben, die als Konzerne organisiert sind, wobei ich jetzt keine Namen nennen will. Eine andere Möglichkeit besteht noch darin, dass der Autor / die Autorin über sehr viele Kontakte verfügt und einer oder mehrere dieser Kontakte im besten Falle weltweit die Fühler ausstreckt, und die Werbetrommel rührt, auf dass diese Botschaft weiter und weiter und weiter geht…
Ein Bestseller muss keineswegs ein großartiges Stück Literatur sein, worauf sich die Diskussionsteilnehmer einigen konnten. Wie es sein kann, dass vier Gesprächsteilnehmer und der Gastgeber kein Wort über das Thema Marketing verlieren finde ich merkwürdig. Oder ist das so selbstverständlich, dass damit kein Zuschauer gelangweilt werden soll?
Die Leipziger Buchmesse diente freilich den Verlagen und damit auch den AutorInnen als wichtige Werbefläche. Aus Sicht einer Bestseller-Autorin oder eines Bestseller-Autors vielleicht eine Binsenweisheit, auf die kein Gedanke verschwendet zu werden braucht. Allerdings kann es in Zeiten des weltweiten Netzes schon passieren, dass ein Roman durch dessen Präsenz bei Online-Buchhändlern und damit einhergehende Bekanntheit – am besten gepaart mit einer spannenden, leicht auffindbaren Thematik – eine Eigendynamik entwickelt und tatsächlich zum Bestseller aufsteigen kann. Ein gutes Beispiel hierfür ist „Das Jesus Video“ von
Andreas Eschbach, auf das ich ohne das weltweit gesponnene Netz nicht aufmerksam geworden wäre.
Nun gut, die Sendung war durchaus informativ und interessant, aber ein nicht unwesentliches Faktum wurde völlig ausgespart: Wie kann so ein Bestseller eigentlich entstehen, und wieso wird ein Roman – oder was für ein Buch auch immer – ein Bestseller? Fällt ein Bestseller einfach vom Himmel, und die Menschen reißen sich darum, das Ding zu kaufen und es im besten Fall sogar zu lesen? Steckt da Strategie des Autors dahinter, der haarklein die weitgestreuten Interessen einer möglichen Leserschaft kennt? Nein, nein, so einfach ist die Sache ja doch nicht. Ohne Marketing kann kein noch so großartiges Stück Literatur in großen Mengen verkauft werden. Andererseits gibt es viele wunderbare Romane, die kaum Käufer finden, weil sich die Verlage kein ausuferndes Marketing leisten können. Großzügiges Marketing können ausschließlich jene Verlage betreiben, die als Konzerne organisiert sind, wobei ich jetzt keine Namen nennen will. Eine andere Möglichkeit besteht noch darin, dass der Autor / die Autorin über sehr viele Kontakte verfügt und einer oder mehrere dieser Kontakte im besten Falle weltweit die Fühler ausstreckt, und die Werbetrommel rührt, auf dass diese Botschaft weiter und weiter und weiter geht…
Ein Bestseller muss keineswegs ein großartiges Stück Literatur sein, worauf sich die Diskussionsteilnehmer einigen konnten. Wie es sein kann, dass vier Gesprächsteilnehmer und der Gastgeber kein Wort über das Thema Marketing verlieren finde ich merkwürdig. Oder ist das so selbstverständlich, dass damit kein Zuschauer gelangweilt werden soll?
Die Leipziger Buchmesse diente freilich den Verlagen und damit auch den AutorInnen als wichtige Werbefläche. Aus Sicht einer Bestseller-Autorin oder eines Bestseller-Autors vielleicht eine Binsenweisheit, auf die kein Gedanke verschwendet zu werden braucht. Allerdings kann es in Zeiten des weltweiten Netzes schon passieren, dass ein Roman durch dessen Präsenz bei Online-Buchhändlern und damit einhergehende Bekanntheit – am besten gepaart mit einer spannenden, leicht auffindbaren Thematik – eine Eigendynamik entwickelt und tatsächlich zum Bestseller aufsteigen kann. Ein gutes Beispiel hierfür ist „Das Jesus Video“ von
Andreas Eschbach, auf das ich ohne das weltweit gesponnene Netz nicht aufmerksam geworden wäre.
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